Die lustige Witwe/28

 

 

 

 

 

 

 

“Die lustige Witwe” von Franz Lehar ist seit über 100 Jahren eine einzige Erfolgsgeschichte (über 300.000 Aufführungen) und feiert immer neue Auferstehungen (+ Verfilmungen) – bis heute! Die historisch wichtigsten Aufführungen werden im Register “100 Years of Merry Widows Productions” vom Jos.-Weinberger publiziert. Die CHARELL Pro-duktion am Großen Schauspielhaus (Metropol) Berlin 1928 – ragt dabei heraus – allein schon wegen der Grand Dame, Operndiva “Fritzy Massary”. Der Hype um die Massary (heutzutage nur mit dem Madonna-Hype vergleichbar)  ging soweit, dass Charell für seinen Über-Star Änderungen an den Gesangstexten vornahm (und damit rechtliche Querelen mit den Autoren provozierte) . Auch durfte die Massary bei der Wahl ihres Gesangs-Partners mitbestimmen. Sie war mit dem Charakterkomiker und Sänger “Max Pallenberg” verheiratet und es gab auch gemeinsame Auftritte. Aber: ihr Gesangspartner (als DANILO) in der “Lustigen Witwe” konnte nur einer sein: der Tenor “Walter Jankuhn”!

Bei CHARELL waren die Massary und Jankuhn als Gesangs- partner eine feste Größe. Kennen und schätzen gelernt haben sich die beiden Operettensänger aber bereits ganz zu Beginn ihrer Karrieren 1912 bei “Max Monti” am Neuen Theater am Schiff-bauerdamm/Berlin, wo man gemeinsam die Hauptrollen in der Uraufführung “Der liebe Augustin” von Leo Fall >  spielte und brillierte.

 

Die Premiere der “Lustigen Witwe” am 25.12.1928 in Berlin war wohl der größte Bühnenerfolg den die “Lustige Witwe” jemals in Deutschland erlebt hat. (wie Kritik + Presse bestätigten). In weiteren promineten Rollen spiel- ten Komiker “Max Hansen” sowie “Uschi Elliot, Hans Junkermann + Willy Scheffers” – die Gesamtausstattung lag in den Händen des genialen “Prof. Ernst Stern”, Regie CHARELL. Die wichtigsten Lieder: “Lippen schweigen“, “heut geh ich zu Maxim” und extra für die Massary als Duett  eingebaut: “ich bin eine anständige Frau” – alle mit Walter JANKUHN als Tenorist. Immer wieder sind es die Interpretationen dieser Lieder, die allein die Zeit überdauern! Kurt Tucholski meinte: “LEHAR – ist dem kleinen Mann sein Puccini “…

Fritzy Massary - Walter Jankuhn (Bildmitte)

Fritzy Massary + Walter Jankuhn (Bildmitte)

Presse: … Überhaupt: Frau Massary, immer haben wir sie bewundert, aber diesmal ist sie über sich selbst hinausgewachsen… Gerade wegen dieser Meisterleistung ist es natürlich außerordentlich schwer neben oder mit Frau Massary zu spielen … allerdings kann es auch erleichternd sein, weil sie ausgezeichnete Partner hat. Da ist zuerst Max Hansen, der hier seine komische Liebhaberrolle als Rossillion spielen muss … Dann Walter Jankuhn, blendend aussehend und stimmlich ausgezeichnet insbesondere in dem unvergleichlichen “Heut geh ich ins Maxim” – geradezu faszinierend…”

Die SZ schrieb:
Für die Titelrolle war “Fritzi Massary” gewonnen worden, die mit dem ihr eigenen Liebreiz alle Phasen der Handlung erfüllte und in der scharfen Pointierung des Kuplets noch immer ihresgleichen sucht. Sehr frech und elegant war auch der ebenso trefflich tanzende wie singende Tenorist “Walter Jankuhn”, bei dem man immer wieder bedauern muss, dass er sich nicht der Oper zugewandt hat.” Der Erfolg der Auf-führung dauerte an – auch als Fritzi Massary bereits die Produktion verlassen hatte – einige meinten sie hätte ihren Zenit erreicht bzw. der Type der “Grand Dame” sei künftig nicht mehr ganz zeitgemäß. Frauen emanzipierten sich, der Bubikopf wurde modern und “Frau” ging immer öfter selbst arbeiten… Jedenfalls wurde ihr Part von “Trude HESTERBERG” bei ansonsten weitgehend gleicher Besetzung weitergespielt. Dabei gelang es der “Hesterberg” zusehens, sich vom großen Vorbild “Massary” freizuspielen. Auch der groß bejubelte, drollige “Max Hansen” mit seiner TAUBER-Parodie verließ die Produktion! Offensichtlich wurden die Geschmacksnerven eingefleischter Lehar-Fans bzw. die des evtl. übervorteilten Komponisten LEHAR etwas überstrapaziert, weil seine “alte Witwe” kaum wiederzuerkennen war – zwischen den ironisch aufgetakelten neuen Pointen und Schlagern.

Die nächste Künstler-Generation wie der damals blutjunge Johannes Heesters
traten in den beginnenden 40er Jahren in die Fußstapfen des DANILO-Vorkämpfers “Walter Jankuhn”. Zu Beginn der Kriegsjahre erwärmte sich auch “Hitler” für Heesters DANILO, was ihm damals nicht abträglich sein sollte. “Walter Jankuhn” dagegen wich erstaml dem sich zum Kriegsschauplatz entwickelnden BERLIN Ende der 30er Jahre aus. Er machte einen Ausflug nach “Innsbruck ans Landestheater” – wo er nochmal heiratete. (> extra Kapitel). Schon 1934/35 hatte “Jankuhn” nach unüberbrückbaren künstlerischen Einmischungen und finanzieller Übervorteilung durch die NAZIS, seine damalige Direktion am “Theater am Nollendorf-Platz” aufgekündigt – obwohl er selbst ein kleines Vermögen in das Projekt investiert hatte – ohne Subventionen zu kassieren. Trotzdem gelangen ihm große künstlerische Erfolge wie  z. B. die Uraufführung der Operette “CLIVIA”, (> extra Kapitel).

 

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