Amerika 20/24

NEW YORK 1920/24

 

 

 

 

 

 

Nachdem “Walter JANKUHN” schon in der Weimarer Zeit ab 1912 auf vielen deutschen Bühnen präsent und ein erfolgreicher Tenor in den besten Jahren war – lockte natürlich das große Geld aus Amerika und Übersee. Die USA waren schon damals eine Goldgrube, wo man alles bekommen konnte – aber kaum Kultur aus Deutschland !?  Die war aber bei den vielen Emigraten so begehrt wie Schwarzbrot. Also praktisch das Gegenteil von zu Hause – wo es Kunst und Kultur im Überfluss gab – aber als Folge des 1. Weltkriegs 1914-18 überall das Geld fehlte.                                                                   FOTO 1 Schiff Hbg-NY : W. Jankuhn (links)           FOTO 2 -Beethoven Hall + Ensemble.

W. Jankuhn +? / MET – NY.

“Walter JANKUHN” war Mitbegründer der Theater-Gruppe “The Minnesingers” (vormals: Vienna Operetta Corp.) – der ersten deutschen Theatergruppe die nach dem 1. Weltkrieg den Sprung über den großen Teich wagte, um dort ein wenig an der deutsch-amerikanischen Musik-Geschichte mitzuschreiben. Dazu muss man wissen, dass “New York” in den 20-30ern weltweit die drittgrößte Stadt mit deutschen Einwohnern (Emigranten) war und deutschsprachige Theater in New York einem harten Konkurenzkampf ausgeliefert waren. Einer der erfolgreichsten New Yorker Theater-Unternehmer war Rudolf BACH, Initiator der Vienna Operette Comp. Auch nach der Umbenennung in  = “The Minnesingers” blieb das Ensemble aus Wiener und Berliner Operettenkünstlern unter Federführung von Walter JANKUHN genauso bestehen und blieb auch mit Rudolf BACH weiter groß im Geschäft wurde aber nun für die Südamerika Tournee klar gemacht. Erst später folgten dann weitere deutsche Kunst Exporte in die USA, wie z.B. die Philharmoniker und diverse Gesang-Stars (John Koegel hat 2009 zu diesem Thema eine Dokumentation geschrieben > siehe Abb. oben). Die Recherchen bestätigen, dass die 20er Jahre “New York” die größte deutsche Musik-Invasion bescherte, die es je dort gegeben hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die “VIENNA  Operetta Company” mit einem Wiener/Berliner Operetten-Ensemble wurde 1920 exklusiv für die Übersee-Tournee nach Amerika gegründet (+ später in: “the minnesingers” umbenannt). Alle Ensemble Mitglieder waren junge bereits erfolgreiche deutschsprachige Gesangsstars insb. vom Wiener Joh. Strauss Theater + Berliner Bühnen. “Walter JANKUHN” übernahm später in Südamerika zusätzlich die Direktion. Meistens dazu auch die tragende Rolle als Tenorist. Aber auch US-Gesangsgrößen wie Angelo LIPPICH, der in New York ansässig war, bereicherten das Ensemble. Im Singspiel “HANNEL” verlangte die Operetten-inszenierung gleich zwei Tenöre auf der Bühne: LIPPICH (als Schubert) und JANKUHN (als Baron Gumpenberg).

Aber die ca. 20 US-Städte waren nur eine Durchgangs-Station. In der fast 5-jährigen Übersee-Tournee mit der “Vienna Operetta/Minnesingers” Truppe, gastierte das Ensemble auch in fast allen großen südamerikanischen Theaterstädten mit deutschen Auswanderer “Kolonien” und präsentierte dort deutsches Liedgut und Kultur. Darüber hinaus wollte man aber auch das fremdsprachige Publikum für die deutsche Musik begeistern! Wie sich zeigte, kein hoffnungsloses Unterfangen sondern überraschend erfolgreich! Aber natürlich gab es auch einige Vorstellungen in englischer Sprache.

Am 10. Jan 1921 hatte das Singspiels “HANNERL” mit Musik von “Franz Schubert” (Fortsetzung d. Dreimäderlhaus)  im NEW YORK Metropolitan Opernhaus unter Leitung von “Waldemar ALFREDO” Premiere. Der Erfolg war überwältigend, sowohl beim Publikum als auch das Presse-Echo (s. ob). Zitat: “Geradezu entzückend sang und spielte die Wiener Sängerin “Mizzi DELORM” (die noch während der Tournee “Jankuhn’s”  erste Ehefrau wurde) -“Walter JANKUHN” in der Rolle des “Baron Gumpenberg” beschrieb die  Presse als: herrlichen Typ. “Er ist ein sehr leistungsfähiger Tenor und ein hochragend, elegant flotter Jüngling, der bei den Mädels scheußlich Glück hat”.

Anmerkung:Wer nicht nachvollziehen kann warum die (Deutsch-) Amerikaner damals vom HANNERL bzw. Schubert’s Dreimäderlhaus und Wien so heimatergriffen waren, versteht es vielleicht nach dem youtube-Trailer (obwohl es eine Aufnahme neueren Datums ist – also nicht aus den 20ern):

Zwischen 1920-1924 wurde der große Erfolg  “HANNERL” in NEW YORK an verschiedenen Theatern gespielt – insbesondere im IRVING PLACE Theater. Dort fanden im Nov. 1923 – ca. 800 überzählige Besucher kaum mehr einen Platz. Die Aufführung musste mehrfach wiederholt werden. In der Folge kam es im IRVING PLACE Theater noch zu weiteren ge-feierten Aufführen der “VIENNA Operetta Corp”: – 1923Wiener Blut“, “Die Faschingsfee” + “Der Vogelhändler“! Fast 4 Monate lang hat “Walter JANKUHN” dann selbst die Direktion am IRVING PLACE Th. übernommen. Der Theater Manager “Rudolf BACH” versuchte damals seine künstlerischen Partner “Milan RODER” (Musik) + “Walter JANKUHN” (Spiel-leitung)  von der Idee einer ständigen Deutschen Bühne in New York zu begeistern! “Walter JANKUHN” hatte ja inzwischen in USA schon mächtig Geld verdient, er leistete sich damals 2 Autos. (> Foto). Trotz sehr überzeugender finanzieller Angebote für Kammersänger Walter JANKUHN und guten Möglichkeiten sich in den USA niederzulassen, war die Sehnsucht nach der Heimat und den deutschen Bühnen letztlich stärker.  Es zog ihn und seine auf der Tournee in Montevideo geheiratete Gesangspartnerin “Mizzy DELORM”  schließlich doch zurück in die Heimat. Trotz aller Verlockungen die das 1888 errichtete IRVING PLACE Theater mit seiner langen wechselhaften “deutschen Tradition” in New York zu bieten hatte (heute stehen an diesem Ort die sog. “Zeckendorf Towers”). Jedenfalls verließ “JANKUHN” nach fast 5 Jahren mit dem dt. Ensemble + neuer Ehepartnerin sowie nach Erfüllung aller Tournee-Verpflichtungen NY in Richtung Deutschland – mit Zwischenstopp in LONDON, wohin das Künstlerehepaar Jankuhn /1925 nochmals zurückkehrte um dort neben Urlaub auch einige Gastspiel Termine zu wahrzunehmen.

 

 

 

 

 

TEXAS

… lag auf dem Weg nach Sudamerika und die Bilder erinnern ein wenig an den Film “PARIS-TEXAS” von Wim Wenders. Natürlich galten damals noch ziemlich eigene Gesetze in Texas, die nicht jeden Fremden reinließen und wo Rancher und Cowboys ihr Land noch selbst mit der Waffe in  der Hand verteidigten. Das gefiel den “Minnesingers” – aus Old Germany dermaßen, dass sie sich zu einem Spaß verleiten ließen, wie das HANDS UP Foto belegt. Die Einreisedokumente sind dagegen echt! Aber Freizeitspäße setzten auch Energien frei die man für die Abendvorstellungen brauchte, wie z.B. im “Denver Theater”  nach einer bejubelten Operettenvorstellung – die auch schon mal mit einem Whisky an der Theke beendet wurde.

ARGENTINIEN  1921-24

Liebend gerne hätte das hochmotivierte junge Ensemble sich den Traum erfüllt, mitten im Urwald in dem märchenhaften Amazonas Theatre MANAUS zu spielen – wäre es nicht schon in den 20er Jahren baufällig + geschlossen gewesen. Einen “Fitzcarraldo” ( > Film von Werner Herzog) gab es leider auch noch nicht! Dennoch war man gekommen um Süd-Amerika richtig kennen zu lernen, auch das Publikum im Landesinneren. Der Tournee-Plan von “The Minnesingers/Vienna Operetta Corp”, führte das Ensemble in die wichtigsten Theater Metropolen von Argentinien und dann weitere Länder Südamerikas. Der umfangreiche Spielplan deutschsprachiger Operetten-Inszenierungen der bekanntesten deutschen Komponisten – war ambitioniert aber wurde dankbar mit viel Beifall quittiert:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

.          .. Selbst die einheimische Bevölkerung fand Zugang zu deutscher Musik und Kultur. Ungeachtet vorhandener Sprachschwierigkeiten bzw. Klassen und Rassenunterschieden feierte man gemeinsam die  Empfindung der Musik, Tanz und Spiel – selbst wenn nicht jedes Wort verstanden wurde. Deutschen Rassenwahn kannte man da noch nicht – Neger wurden noch als Neger bezeichnet – political correct und völlig vorurteilsfrei – wie in dem netten deutschen Kinderlied “10 kleine Negerlein”.

… BRASILIEN + MEXIKO + URUGUAY /1920-24

Zu den südamerikanischen Tournee-Orten ( + Theatern)  der: “minnesingers” gibt es nur unvollständige Daten. Die hier abgebildeten Fotos und Programm-Ausschnitte können deshalb nur einen unvollständigen Eindruck vermitteln (spotlight) – von dem unzähligen Aufführungen deutscher Operettenseligkeit kreuz und quer durch Brasilien, Mexiko + Uruguay. Dennoch vermittelt sich der Eindruck – der klassenlosen fröhlichen Ausgelassenheit der jungen Theaterpioniere aus Deutschland, gemeinsam mit den dort ansässigen Bürgern und deutschen Einwanderern.                                                  . Abb. links: Programm Theatro Lyryico/Brazil.

Abb. unten: Fotos mit südamerikanischen Fans aus der Bevölkerung in Uruguay, Brazil oder Mexico? Abb. rechts: Teatros – Uruguay + Progr.-Seite: Theater in Brazil.


 

Ein Brief von Walter Jankuhn an seinen Bruder 1923 vermittelt eindrucksvoll das Bild vom prosperierenden Leben in Amerika und bringt seinen Frust über die gesellschaftlich-politische Situation in Deutschland zum Ausdruck:

 

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